2/3 Der Comic | –> Toni. Und alles nur wegen Renato Flash

Es gibt in Comics zahlreiche Gestaltungsebenen und Elemente. Die dem Comic eigenen Techniken machen das Erscheinungsbild des Comics aus. Die besondere Gestaltung erfordert eine andere Leseweise, an die man sich auch gewöhnen muss. Zum Vorlesen habe ich Comics nie geeignet gefunden, daher waren sie für mich immer auf das Selbstlesealter beschränkt. Ein Beispiel, das sich meiner Meinung nach sehr gut für den Comic-Einstieg eignet, ist „Toni. Und alles nur wegen Renato Flash“ (2018) von Philip Waechter. Der Comic ist recht klar und einheitlich gestaltet. Die Klarheit macht es gerade für Comic-Neulinge einfacher, der Handlung zu folgen. Das heißt aber nicht, dass er langweilig ist. Ganz im Gegenteil. Auch in der klaren Gestaltung ist viel Platz für verschiedene Comic-Elemente, die handlungsunterstützend eingesetzt werden. Dazu gehören neben Sprechblasen Bewegungslinien und Geräuschwörter sowie die Panelgestaltung. Diese Elemente unterscheiden Comics von klassischen Bilderbüchern, in denen die Narration meistens auch aus der Symbiose von Bild und Text entsteht. 

Ein wesentlicher Unterschied zu Bilderbüchern ist die spezielle Seitenstruktur. So sind Comics meist räumlich sequenziell in Panels gestaltet. In „Toni“ zeichnet sich die Seitenarchitektur durch eine Sechsteilung der Seite aus. Je Seite platzieren sich die Panels in einem Sechser-Raster, der variierend mit sechs Panels oder weniger, dafür mehr Rasterteile einnehmenden Panels gefüllt wird. Leerflächen gibt es auf den Seiten nicht. Es wird auch nicht zwischen Panelstruktur und Seiten ohne Panels gewechselt, wie man es oft in Comics sieht. Genauso bleiben die Panels in ihrer rechteckigen Form. Insgesamt ergibt sich daraus ein sehr einheitliches Erscheinungsbild.

Beispielseite aus „Toni“ von Philip Waechter

Der Text befindet sich zum einen im Paneltext, der aus Tonis Sicht die Geschichte erzählt und die Handlung, die in den Panels stattfindet, rahmt. Die Handlung wird auf der Bildebene textlich durch Sprechblasen ergänzt, die einen weiteren wesentlichen Unterschied zum Bilderbuch darstellen. Der Text ist durchgängig in Großbuchstaben gedruckt, was das Lesen für Anfänger erleichtert. Variation in Größe oder Stärke des Textes um Lautstärken darzustellen gibt es wenig. Teilweise sagt aber die Form der Sprechblase etwas darüber aus (z.B. zackige Sprechblase im Gegensatz zur Wolkenform). Bewegungslinien und Geräuschwörter kommen kaum vor. Es gibt ein paar Geräuschwörter, die uneinheitlich in Sprechblasen oder direkt im Bild positioniert sind (z.B. ein „Pling“ von einer Münze, die in einen Koffer geworfen wird in einer Sprechblase im Gegensatz zu einem „Grrrr“ von einem Hund, das ohne Sprechblase auf die Bildebene gelegt wird).

Philip Waechter bindet auch Farbe in die Narration ein, indem er die einzelnen Kapitel unterschiedlich einfärbt. Ab dem zweiten Kapitel, in dem Tonis Mission beginnt, ist jedem Kapitel, das je eine Aufgabe beinhaltet, eine Hauptfarbe zugeordnet. Alle Bildinhalte bis auf Toni selbst, sind in der entsprechenden Farbe gehalten. So wird auch auf der Bildebene deutlich, wer der Protagonist dieser Geschichte ist. Außerdem grenzen sich die einzelnen Kapitel so deutlich voneinander ab. Das Farbkonzept ist ein weiteres Mittel, das das Lesen des Comics für (Lese-)einsteiger einfacher macht.