3/1 Buchmarkt Kinder- und Jugendliteratur

1. Natalie Tornai nennt John Green als Beispiel eines sich geschickt selbst vermarktenden Autors, der auch socialmedia zu nützen weiß, andererseits gibt es weiterhin unangepasste Künstler_innen wie etwa Nikolaus Heidelbach. Nennen Sie eine Persönlichkeit aus der Kinder- und Jugendliteratur und skizzieren Sie kurz, wie Sie diese in diesem Spannungsfeld einordnen würden. 

Weil mich Social Media Marketing weniger erreicht, tu ich mir schwer, auf diesem Gebiet Autor_innen, Illustrator_innen einzuordnen. Entgegen den Trends, entdecke ich neue Persönlichkeiten mehr über persönliche Empfehlungen, Zeitungen und Zeitschriften, Buchhandlungen und Bibliotheken. Edward van de Wendel wurde mir von einer Freundin empfohlen. Auf seine Bücher stoße ich auf unterschiedliche Weisen, eine kurze Google Suche hat mir keine selbstvermarktenden Tools wie eine eigene Website oder Social Media Accounts gezeigt. Trotzdem ist er als Autor sehr präsent, auch mehrfach übersetzt sowie als Jurymitglied tätig und selbst zahlreich ausgezeichnet.

2. Welche der im Skriptum dargestellten Entwicklungen/Trends des Buchmarktes waren Ihnen schon bekannt, welche haben Sie überrascht?

Einen Einblick in den Buchmarkt zu bekommen, war sehr interessant, weil ich mich erst wenig damit beschäftigt habe. Ich war überrascht von den länderspezifischen Unterschieden vor allem, was die Größe des Online-Handels betrifft, von dem so viel geredet wird. Im Vergleich zu Großbritannien, ist der Anteil von 20% in Deutschland noch recht gering. Was den digitalen Bereich betrifft, hätte ich auch den E-Book Sektor größer und das Thema Self-Publishing als weniger relevant eingeschätzt. Interessant war für mich auch das Thema Lizenzen und die Tatsache, wie viel nach China exportiert wird bzw., dass es gerade bei Illustrationen kulturelle Grenzen gibt, die den Austausch zwischen Ländern einschränken können. Spannend, aber nicht wirklich überraschend ist auch die Rolle der Sozialen Medien, die im Vergleich zu den Massenmedien stark zunimmt. 

3. Im Skriptum werden Lesungen/Literaturfestivals und Preise als wichtige Faktoren im Handlungssystem Kinder- und Jugendliteratur dargestellt. Was sind Ihre Erfahrungen/Ihre Wahrnehmung dieser Aspekte? Besuchen Sie solche Veranstaltungen? Verfolgen Sie, welches Buch welchen Preis gewonnen hat? 

Ich verfolge erst seit Neuestem verstärkt wenn auch nicht gezielt Preise und Veranstaltungen. Die vielen im Skriptum angesprochenen Festivals kannte ich nicht, sehe aber den direkten Kontakt zu den Produzent_innen und das Bucherlebnis als bedeutend für die Lesemotivation an. Die Preise sind wohl vor allem für die Autor_innen und Illustrator_innen von Bedeutung. Meine Beobachtung deckt sich mit der im Skriptum, dass die ausgezeichneten Bücher nicht unbedingt die am besten verkauften werden. 

4. Im 3. und 4. Kapitel des Skriptums werden die verschiedenen Aufgabenbereiche innerhalb eines Verlages sehr genau vorgestellt. Welche dieser Aufgaben fänden Sie persönlich reizvoll, welche würden Sie weniger interessieren?

Ganz allgemein betrachtet finde ich in allen Abteilungen Anknüpfungspunkte. Am reizvollsten klingt für mich aber doch das Lektorat aber auch die Herstellung und Produktion. Auch wenn es die Schere zwischen künstlerischem Anspruch und der Wirtschaftlichkeit überall gibt, stelle ich mir die Umsatz- und Verkaufsplanung und Kalkulation sehr heikel vor. Vertrieb, Marketing und Presse sind zwar sehr wichtig, gehören aber nicht zu meinen bevorzugten Aufgabenbereichen.

5. Die Entwicklungen der nationalen Buchmärkte sind komplex und von unterschiedlichen Faktoren geprägt, ein wichtiger davon ist die Buchpreisbindung.

Wie stehen Sie zur Regulierung von Verkaufspreisen? Wo liegt aus Ihrer Sicht der Unterschied zu Preisabsprachen, Kartellbildung, Korruption? Finden Sie es gerechtfertigt, dass die Buchbranche hier eine Ausnahmeregelung hat?

Mich überzeugt das Argument, dass das Buch als Kulturgut durch die Buchpreisbindung geschützt und nicht wie ein beliebiges frei handelbares Gut betrachtet werden soll. Dabei finde ich besonders die sich daraus ergebende Möglichkeit, auch weniger massentaugliche Bücher zu produzieren, wichtig. Wenn ich an die im Skriptum beschriebenen Entwicklungen der Buchmarktsituation in den verschiedenen Ländern denke, erscheint mir die Buchpreisbindung dahingehend, die Vielfalt der Verlage und Buchhandlungen zu bewahren, sehr sinnvoll. Wenn es dabei in gewisser Weise auch zu Preisabsprache oder Kartellbildung (an Korruption würde ich nicht denken) kommt, würde ich meinen, dass das dafür in Kauf genommen werden kann.